Schizophrenie und Cannabis: Untergraben die neuesten Forschungsergebnisse die These der Studie?
Vor kurzem machte die dänische Studie über den vermeintlichen Zusammenhang von Schizophrenie und Cannabis in den Medien die Runde und wurde sogar im Rahmen der parlamentarischen Befragung des Gesundheitsministers aufgegriffen.
Der Mediziner Chuck Dinerstein weist jedoch auf einen weitaus komplexeren Zusammenhang hin, der die These der Studie in Frage stellt.
Der Ausgangspunkt der Studie sind Vermutungen über einen Zusammenhang von Cannabiskonsumstörungen und Schizophrenie, die in älteren Studien geäußert wurden. Die Autoren versuchten somit zwischen verschiedenen demografischen und medizinischen Faktoren zu unterscheiden und spezifische Risikofaktoren zu erarbeiten.
Dazu analysierten sie Daten des dänischen Gesundheitssystems von 1972 bis 2021 von Personen im Alter von 16 bis 49 Jahren und schlussfolgerten letztlich, dass, falls die Annahme stimme, 15% der Fälle von Schizophrenie bei Männern durch die Vermeidung einer CUD (Cannabis Use Disorder) verhindert werden könnten.
Doch Dinerstein ist dieser Annahme eines einseitigen kausalen Zusammenhangs skeptisch gegenüber. Zwei ältere Studien untermauerten den seltsamen Zusammenhang zwischen Schizophrenie und Substanzmissbrauch. So zeigte eine dänische Studie von 2019, dass eine diagnostizierte Schizophrenie positiv mit dem Risiko des Entwickelns einer Substanzgebrauchsstörung in Verbindung steht. Eine weitere Studie analysierte die zeitliche Abfolge der Entwicklung einer Substanzgebrauchsstörung bei schizophrenen Personen und stellte fest, dass eine Kausalität weder in die eine noch in die andere Richtung durch die Daten belegt werden kann.
Aus diesen Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass Cannabis vielleicht ein Trigger oder Risikofaktor für das Auftreten einer schizophrenen Episode sein könnte. Aber eine allgemeine Aussage, dass 15% der Fälle von Schizophrenie direkt durch eine Cannabiskonsumstörung bedingt sind, ist wissenschaftlich nicht haltbar, so Dinerstein. Um diese Aussage wirklich treffen zu können, müsste mehr über die genauen Umstände und Mechanismen der Entstehung einer Schizophrenie bekannt sein.